Wer sich dazu entschließt, klimafreundlich zu heizen, wird vor ein riesiges Problem gestellt: „Welche Gasform passt zu mir – Ökogas, Klimagas, Biogas? Und wo liegen überhaupt die Unterschiede?“ Bevor Heizungsbesitzer hier kurzerhand zur erstbesten und einfachsten Lösung greifen, empfiehlt es sich umfassende Informationen einzuholen.
Dieser Artikel bietet einen Ausweg aus dem Begriffsdschungel und zeigt die Unterschiede im Überblick:
Ökogas – Ein Wort, viele Bedeutungen
Die Begriffe Ökogas und Klimagas werden oft synonym verwendet. Das ist aber so nicht ganz richtig. Da der Begriff Ökogas weder durch die Regierung noch durch eine andere Instanz konkret definiert ist, bieten verschiedene Gasanbieter unterschiedliche Produkte unter diesem Namen an. Zu betonen ist hier, dass es sich bei Ökogas um keine eigenständige Gasform handelt. Vielmehr gibt es verschiedene Produkte, die unter dem Begriff Ökogas vertrieben werden. So kann ein Tarif aus 100 Prozent Biogas, das Angebot eines Biogasmischproduktes, wie auch Erdgas unter einem Klimatarif als Ökogas bezeichnet werden. Hier die drei Optionen im Kurzüberblick:
Die erste Möglichkeit besagt, dass das Ökogas tatsächlich vollständig aus erneuerbaren Energien gewonnen wird. Gemessen auf einer Ökobilanz-Skala schneidet diese Form des Ökogases – sogenanntes Biogas – am besten ab. Durch die höheren Produktionskosten generieren sich allerdings auch höhere Preise, die kaum konkurrenzfähig mit den anderen Optionen sind.
Eine andere Möglichkeit ist besteht darin, dass nur ein kleiner Teil des verwendeten Gases Biogas ist. Der Großteil ist fossiles Erdgas. Die Mischung ist jeweils vom Anbieter abhängig – generell liegt der Biogasanteil aber zumeist zwischen 1 und 30 Prozent. Hier spricht man auch von einem Biogasmischprodukt.
Zu guter Letzt kann es aber auch sein, dass das Gas, welches unter dem Namen Ökogas verkauft wird, reines Erdgas ist. Die Anbieter haben sich dann dazu verpflichtet, die durch die Förderung und Verbrennung von Erdgas entstandene CO2-Emission an anderer Stelle auszugleichen. Hier spricht man von Ökogas zu einem sogenannten Klimatarif. Das bedeutet also, dass der erhöhte Preis von Ökogas im Vergleich zu fossilem Erdgas nicht dadurch zustande kommt, dass ein anderes Gas eingesetzt wird, sondern, dass der Gasversorger die Emission von Kohlendioxid an anderer Stelle ausgleicht.
Ökogas |
Biogas |
100 Prozent Biogas |
Das Ökogas besteht hierbei zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien (Biogas) |
Biogasmischprodukte |
Das Ökogas besteht zum größten Teil aus Erdgas, wird aber zu einem gewissen Prozentsatz durch Biogas ergänzt. |
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Klimagas |
Erdgas |
Das Ökogas besetzt vollständig aus Erdgas. Der CO2-Ausgleich wird durch die Förderung anderer klimafreundlicher Projekte erfüllt. |
Fazit: Ökogas ist der Überbegriff für die unterschiedlichen klimafreundlichen Gasversorgungsoptionen. Im Folgenden werden nun Klimagas und Biogas genauer vorgestellt.
Klimagas- Erdgas Deluxe
Ein Blick in den Duden verrät: Klimagas beschreibt eine Gasart, die in besonderem Maße zur Schädigung des Klimas beiträgt. Kein Wunder, dass hier Verwirrung beim Kunden und Gasnachfrager entsteht. Schließlich soll das vom Gasanbieter beworbene Klimagas genau das Gegenteil bewirken – klimafreundliches Heizen. Unter dem Begriff Klimagas werden Produkte vermarktet, bei denen die Treibhausgas-Einsparung an anderer Stelle passiert als bei der direkten Gasverbrennung. Das heißt, das Gas, welches letztendlich in die Leitung eingespeist wird, ist reines Erdgas. Die CO2-Einsparung wird dann durch andere Projekte vorgenommen. Ein Beispiel wäre zum Beispiel das Pflanzen von Bäumen. Diese binden bei der Photosynthese Kohlendioxid und sorgen somit wieder für einen globalen Gasausgleich. Eine weitere oft genutzte Möglichkeit ist es, den Ausbau von regenerativen Energiequellen zu fördern. So wird ein Teil des Gewinnes durch Klimagas in die Entwicklung von beispielsweise Wasserkraftanlagen investiert. Die wohl abstrakteste Alternative, um das eigene Gas als Klimagas oder auch Ökogas bezeichnen zu dürfen, ist der Handel mit Emissionszertifikaten. Hierbei erkaufen Gasnutzer das Recht, eine Tonne Kohlendioxid freisetzen zu dürfen. Durch den Kauf wiederum wird der Umweltschutz gefördert. Klimagas ist somit eine Form von Ökogas, die den Gasmix in Deutschland nicht nachhaltig ändert.
Wichtig: Bei einem Wechsel zu Klimagas ist darauf zu achten, welche Klimaschutzmaßnahmen vom Anbieter unterstützt werden.
Biogas – Klimaneutral zum Ziel
Biogas gehört zu den brennbaren Gasarten, das zu großen Teilen aus Methan besteht. Weitere enthaltene Gase sind Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff, Ammoniak, Wasserdampf, Stickstoff, Sauerstoff und Wasserstoff. Da es allerdings zu 45-70 Prozent aus Methan besteht, wird es auch oft als Biomethan bezeichnet. Es ist also im Unterschied zu Öko- oder Klimagas eine eigenständige Gasform. Biogas wird bei der anaeroben Vergärung von Biomasse gebildet. Hierzu werden nicht nur Abfälle, sondern auch nachwachsende Rohstoffe von Mikrobakterien zersetzt. Es erfreut sich äußerster Beliebtheit bei umweltfreundlichen Gasbeziehern, da es als klimaneutral eingestuft wird. Das bedeutet, dass bei der Verbrennung ebenso viel Kohlendioxid freigesetzt wird, wie zuvor in den Ausgangsprodukten gespeichert war. Demnach ist der CO2-Kreislauf geschlossen und das Gas klimaneutral. Biogas wird genutzt, um Energie zu erzeugen und Kraftfahrzeuge zu betreiben. Außerdem kann es in das Gasversorgungsnetz eingespeist werden. Dadurch, dass Methan nicht nur die Hauptkomponente von Biogas, sondern auch von Erdgas ist, ist es möglich, Biogas so aufzubereiten, dass es Erdgasstandards entspricht und in das normale Gasversorgungsnetz eingespeist werden kann. Durch die Leitungen fließt damit ein Gemisch aus Biogas und Erdgas.
Je nach Biogas-Tarif gibt es dann Unterschiede zwischen dem Prozentsatz an Biogas, der ins Gasversorgungsnetz eingespeist wird. Die häufigsten Tarife sind 10 Prozent, 20 Prozent und einige Biogaslieferanten bieten sogar 100 Prozent Biogas-Tarife an.
In manchen Bundesländern wird das klimafreundliche Heizen bereits gefördert. So wurde in Baden-Württemberg das Erneuerbare-Wärme-Gesetz ins Leben gerufen. Eine Erfüllungsoption ist hierbei die Nutzung von Biogas. Was vielen bei dem Erfüllungsversuch des Gesetzes nicht auffällt ist, dass Klimagas keine zulässige Option ist. So schließen viele Gasnachfrager fälschlicherweise Klimagas-Tarife ab. Hier wird deutlich, wie wichtig es ist, sich genau zu informieren und sich mit den unterschiedlichen Gasformen vertraut zu machen.
Mehr Informationen zu der Erfüllungsoption durch Biogas liefert Klimakönner.de.
Mit welchem Gas heizen?
Diese Frage kann so pauschal leider nicht beantwortet werden. Jede Gasform hat so ihre Vor- und Nachteile. Auch die Verbrennung von Erdgas ist umweltfreundlicher, als die Verbrennung vieler anderer Energieträger. Somit ist die Entscheidung nach dem passenden Gas-Tarif immer abhängig vom Preis und von der persönlichen Einstellung. Generell sollte man aber achtsam sein. Entscheidet man sich für Klimagas, sollte man Wert auf einen transparenten Anbieter legen, der offen kommuniziert, welche Projekte durch den Ökogas-Tarif unterstützt werden. Auch wenn es kein allgemein gültiges Gütesiegel gibt, sind Zertifikate von unabhängigen Stellen verlässliche Nachweise, dass das Gas und die dahinterstehenden Mechanismen zur CO2-Neutralisierung ordnungsgemäß geprüft sind. Auch bei der Entscheidung für einen Biogas-Tarif ist eine vorherige Überprüfung angebracht. Auch hier können einem Gütesiegel und Zertifikate die Entscheidung erleichtern. Zudem sind wieder transparente Anbieter zu bevorzugen. Viele weisen sogar darauf hin, wie genau das Biogas hergestellt wird. Auch eine offene Einsicht der Preiszusammensetzung ist hier ein Indiz für einen seriösen Anbieter.
Bei diesem Artikel handelt es sich um einen Gastbeitrag der Klimakönner, wir danken Svenja Vogel für die redaktionelle Unterstüztung!